Jugendherberge des DTV 1860

Detmolder Jugendherberge

Am 12.Juni 2019 feierte der Verein Deutsche Jugendherbergen (DJH) sein 100-jähriges Bestehen. Auch der Detmolder Turnverein von 1860 war Mitglied des Verbandes. Denn in der im Jahr 1913 errichteten Vereinsturnhalle bot der Verein Räumlichkeiten als Übernachtungsmöglichkeit für jugendliche Wandergruppen. Infolge des Kriegsausbruches gab es zunächst eine Unterbrechung dieser Nutzung, die aber unmittelbar nach Kriegsende wieder aufgenommen wurde. Im Spitzenjahr 1923 wurden laut den handschriftlichen Aufzeichnungen von Gustav Kühne 12827 Gäste gezählt. Dies ist nicht nur das Resultat der Werbung innerhalb des Turnvereins, sondern bezeugt auch die gute Zusammenarbeit mit dem DJH und ist ein Ergebnis eines Werbeprospektes veröffentlicht vom Verein selbst. Der Prospekt zeigt alle bekannten Sehenswürdigkeiten – Schloss, Hermannsdenkmal, Externsteine und Donoperteich, sowie den Schlaf- und Waschraum der Vereinsturnhalle. In diesem Prospekt wird außerdem auch betont, dass der Verein Mitglied im Verband Deutscher Jugendherbergen ist. Des Weiteren werden verschiedene Wanderrouten in und um Detmold vorgeschlagen. Diese führen zu den Sehenswürdigkeiten sowie über Detmolder Ortsteile bis nach Bielefeld. Auch die damaligen elektrischen Bahnverbindungen von Detmold aus nach Hiddesen, Berlebeck und Paderborn sind gelistet. 

Auch ehemalige Heim-Ordnungen liegen uns vor, darunter auch die des Detmolder Turnvereins von 1860. Alle diese Ordnungen betonen immer wieder eine wichtige Tugend: „Verlasse die Herberge so, wie du sie zu finden wünscht.“  Bzw. „Benehmen wir uns so, wie wir es von Gästen wünschen, die wir, wenn wir dazu in der Lage sind, in unseren Räumen beherbergen!“

Schlafsaal

Die Detmolder Jugendherberge bestand aus 5 geräumigen und luftigen Schlafsälen (männlich und weiblich streng getrennte Räume), einem Waschraum und einer besonderen Küche mit Gasherd.

Die eigentliche Turnhalle wird als Herberge nicht benutzt. Mit den 150 möglichen Schlafplätzen und den beschriebenen Räumlichkeiten, war die Detmolder Jugendherberge in einer 1925 erstellten ersten Übersicht über den Bestand von Jugendherbergen in Turnhallen bzw. Wanderheimen von Vereinen, die Größte unter den ca. 20 Gelisteten.

 

Der Zusammenhang von Turnen und Wandern wird auch im Heft 10-1925 von „Turnerjugend“ deutlich. Dort wird ausdrücklich erläutert, dass das Wandern seit den Anfängen des Turnens stetig dazu gehörte und dass in dieser Zeit durch die zunehmende Industrialisierung und Verstädterung die Sehnsucht zur Natur und somit zum Wandern hin zunahm. Als Ergebnis stieg auch die Nachfrage an Übernachtungsmöglichkeiten, woraus schlussendlich der Gedanke der allgemeinen deutschen Jugendherbergen geboren wurde. Diese Jugendherbergen mussten 2 Schlafräume besitzen, um die getrennte Unterbringung von Jungen und Mädchen zu ermöglichen. Außerdem sollte in jeder Jugendherberge auch ein Tagesraum mit wohnlicher Ausstattung an Sitzgelegenheiten, Koch-und Spüleinrichtung, mit einer Bücherei, einer Badegelegenheit (drinnen oder im Freien) und ein Tummelplatz zu Tanz, Wettkampf und Spiel, zu finden sein, heißt es in diesem Heft.

Betont wird auch, dass bei der Aufnahme in Jugendherbergen kein Unterschied bezüglich des Geschlechts, Herkommen, Schulbildung, Konfession oder der politischen Parteizugehörigkeit gemacht wurde, dies galt selbstverständlich auch für die Detmolder Jugendherberge.

Ziel des Verbandes Deutscher Jugendherbergen war es, es im ganzen Land zu ermöglichen, dass Jugendliche in Tageswanderungen von Herberge zu Herberge wandern konnten.

Wie bereits erwähnt, war das Wandern ein Hauptbestandteil des Turnbetriebes. Allerdings bereitete es den Turnvereinen häufig Schwierigkeiten, wenn es darum ging eine Herberge zu errichten. Denn es war notwendig, dass die Turnhalle und die Herberge getrennt waren, denn sonst würde die Herberge den täglichen Turnbetrieb erheblich behindern. Der Detmolder Turnverein v. 1860 hingegen hatte dieses Problem nicht, er war viel mehr ein Beispiel dafür, wie eine solche Anlage aus Jugendherberge und Turnhalle funktionieren konnte. Denn die Herberge war separat zugänglich und befand sich nicht in der eigentlichen Turnhalle, daher konnte der Turnbetrieb wie gewohnt stattfinden. Die Jugendherberge des DTV war eine der ersten Bauten in diese Richtung. Damit war sie nicht nur eine der größten Jugendherbergen, sondern auch ein Beispielmodell für spätere Bauten.

 

 

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